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Bei jedem Gottesdienst können wir in Schulenrode einen der schönsten Altäre Norddeutschlands bewundern. Seine Größe und die Schnitzkunst der Figuren wie auch der Ornamentik sind beeindruckend.

Verschiedenen Quellenangaben zufolge ist der Altar 1474 geschaffen worden. Aus der gleichen Werkstatt stammt wahrscheinlich auch der Veltheimer Altar, der schon 1464 hergestellt wurde. Das Thema beider Altäre ist gleich, die Anbetungsszene der heiligen drei Könige bildet das Hauptmotiv, auf den Seitenflügeln sind die 12 Apostel dargestellt. Die Figuren beider Altäre waren farbig bemalt – für den Veltheimer Altar gilt das bis heute.

 

In Schulenrode wurde die Bemalung im 19. Jahrhundert erneuert. Aber schon 100 Jahre später bei einer vollständigen Restaurierung des Kirchenraumes und des Altars 1962 entschied man sich dazu, alle aufgetragenen Farbschichten von den Figuren zu entfernen.

Ein Schwarz /Weiß Foto aus den 50er Jahren verdeutlicht den schlechten Erhaltungszustand des Altars (der obere Kranz war nur noch auf der rechten Außentafel vorhanden, Teile der Ornamente fehlten) 

(Altarbild 1956, entnommen aus dem „Bildindex der Kunst und Architektur“; www.bildindex.de)

Auf dem Foto von 1956 ist jedoch bei näherer Betrachtung noch etwas zu entdecken:

die Figurenanordnung in der Mitteltafel entspricht nicht der heutigen Anordnung!

Georg der Namensgeber der Kirche stand links, Maria mit dem Jesuskind im rechten Außenfeld und die Könige in den mittleren Feldern.

Ob der Restaurator Fritz Herzig die Neuordnung angeregt hat, nachdem er sämtliche Figuren aus dem Altarbild entnommen und sie von ihren Farbschichten gereinigt hatte? In den Presseberichten zur feierlichen Wiedereröffnung der Kirche im April 1962 wurde nur von den „Feinheiten der Schnitzarbeit“ die jetzt nach dem Abtrag der Farben zu „voller Wirkung“ kommen würden geschrieben. Auf den ergänzenden Fotos zu diesem Artikel erscheint der Altar kommentarlos mit seiner neuen Figurenanordnung.

 

Nun ist die bekrönte Maria „in die Mitte gerückt“ und die Könige gruppieren sich um sie herum. Georg im Kampf mit dem Drachen steht am rechten Rand. Durch seine Größe wird er als wichtige Namensgeberfigur betont, er hat aber mit dem Hauptmotiv nichts zu tun.

 

(Altarbild 2015, Foto Horst Klatte)

 

Schlüssig und nachvollziehbar ist diese Neuordnung, wenn man die Körperhaltungen und Blickrichtungen der beteiligten Figuren einbezieht. Maria wendet sich leicht nach rechts, ihr Blick ist ihrem Kind zugewandt, das sie in den Händen hält. Das Jesuskind auf ihrem Schoß greift nach einer Kassette, die ihm einer der Könige kniend darreicht. Die beiden anderen Könige stehen links und rechts von ihnen. Sie neigen sich ihnen leicht zu und richten ehrfürchtig ihre Blicke auf die Hauptperson. Selbst Ochs und Esel, im Hintergrund dargestellt, schauen auf Maria und Jesus – die wichtigste Person.

Im Unterbau des Altars ist – ebenfalls zentral angeordnet – ein Bildnis des dornenbekrönten Jesus zu sehen. Das Gemälde ist 1866 eingefügt worden und bekommt mit dieser Anordnung eine enge Beziehung zur geschnitzten Altarfigur des neugeborenen Kindes.

 

Durch die Restaurierungsarbeiten und die Neuordnung der Figuren ist der Schulenroder Altar in einem hervorragenden Zustand, und wie ich meine, hat Maria mit dem Jesuskind ihren Platz in der Mitte zu Recht bekommen. Möge uns dieser Altar zu Weihnachten wieder das Wunder der Geburt Jesu versinnbildlichen.

 

Text (Horst Klatte)

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