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Geradezu ein Hype ist es zurzeit, eigenes Gemüse anzubauen! 

Parzellen in Kleingartensiedlungen sind in den Städten gefragt wie schon lange nicht mehr.

Hierzu mal ein Blick in die jüngere Geschichte des Lebens auf dem Lande.

 

Die traditionell in den Dörfern vorhandene notwendige Gartenbewirtschaftung zur Versorgung der häufig vielköpfigen Familien fand ganzjährig statt. Nach der Feldbearbeitung, der Einsaat und der Pflege der Beete gegen Unkräuter und andere Schädlinge mussten die saisonalen Ernten z.B. durch Einlagern und Einkochen konserviert und aufbewahrt werden. Tierische Produkte von selbst gehaltenem Vieh - vielfach Federvieh und das übers Jahr gemästete Schwein - wurden durch Pökeln oder Räuchern haltbar gemacht. Man lebte mit nur wenigen Ausnahmen vom eigenen Land.  

 

Die Aufnahme vieler Flüchtlinge und Vertriebener am Ende des zweiten Weltkriegs und bis weit in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts bestimmte dann die Siedlungsgeschichte aller Orte radikal. Es ging zunächst um die Notversorgung vieler Personen, die auf engstem Raum in vorhandene Wohnhäuser oder in schnell erstellten Notunterkünften untergebracht wurden. In dem kleinen Ort Schulenrode, der  1939 noch 139 Einwohner und 31 Wohngebäude zählte, stieg die Einwohnerzahl bis 1950 auf 271 Personen die in nur 32 Wohngebäuden untergebracht waren. 

 

Mit dem „Eisernen Vorhang“ zwischen den sich feindlich gegenüberstehenden Weltmächten USA und UdSSR wurde bald klar, dass eine Rückkehr vieler Familien in ihre alte Heimat auf unbestimmte Zeit unmöglich blieb. Daher wurde es immer dringender in den Orten neuen Wohnraum zu schaffen. 

(Vgl. hierzu den Artikel zur Behelfsheimsiedlung in Klein Schöppenstedt).

 

In Schulenrode wurden entlang der Destedter Straße und mit einer Siedlung in der neu angelegten „Gartenstraße“ (heute ist es der „Fliederweg“) 12 Grundstücke erschlossen und vergeben. Der Notwendigkeit entsprechend, sich selbst zu versorgen, waren in dieser Siedlungsphase bis zur Mitte der 60er Jahre die Grundstücke so bemessen, dass mit der Bewirtschaftung eines Gartens und der Haltung von Kleinvieh die Versorgung einer Familie übers Jahr zu großen Teilen gewährleistet war.

Den paradiesischen „Garten Eden“ hatte die Menschheit schon früh verspielt, sodass der Anbau von eigenem Gemüse mit viel Mühe verbunden war (und ist) und auch nicht immer die erhofften Erträge erwirtschaftet wurden. Nach und nach verschwanden die Nutzgärten. Man versorgt sich beim Discounter mit allem was das Herz begehrt. Die weltweiten Lieferketten ermöglichen es, Gemüse- und Fruchtsorten fast immer ohne jahreszeitliche Einschränkungen verfügbar zu machen.. Ziergärten zum Zweck der Erholung und als Freiraum für die Familie bestimmen heute das Bild.

 

Wenn nun aber eine Rückbesinnung auf „Selbstversorgung“ stattfindet, könnte man kritisch anmerken, dass die Baumarktprospekt-Angebote für Hochbeete, Balkongardening etc. eigentlich nur zum Spaßgärtnern geeignet sind. Für größere Ernten braucht es auch größere Flächen!

Glücklicherweise sind hier im Umfeld die Grundstücke häufig geeignet, etwas mehr Gartenbewirtschaftung zu ermöglichen. Daher wünsche ich allen jungen Familien viel Erfolg dabei, sich an ein kleines Stück Selbstversorgung heranzutrauen, und sich selbst und den Kindern dabei mit Mühen - aber auch mit Freuden - wertvolle Kenntnisse vom Anbau, Wachsen und Gedeihen unserer Grundnahrungsmittel zu vermitteln. 

In diesem Sinn: Gutes Gelingen!

 

Horst Klatte

 

Quellen:

  • Bernhard Friedrichs, Das Behelfsheim - Hoffnung im Chaos, im Heimatbuch 2021, Landkreis Wolfenbüttel, S.271 -277
  • NLA Wo, 12 Neu 13 8868, Kleinsiedlung in Schulenrode
  • NLA Wo, 4 Nds Nr. 858, Antrag für eine landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle
  • NLA Wo, 131 N Zugang Nr.18 1994, Unterlagen der Brandversicherung nach Aufhebung des Monopols
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