Im Altarraum der Schulenroder Kirche steht der wuchtige Taufstein aus Elmkalk, der am oberen Rand achteckig geformt ist, sich nach unten verjüngt und auf einem quadratischen Fuß ruht. Der Taufstein stammt seiner eingemeißelten Jahreszahl entsprechend aus dem Jahr 1658 und ist ein wundervoll erhaltenes Schmuckstück barocker Steinmetzkunst.
Im Verlauf des Kirchenjahres trägt er die Jahreskerze und wird für Erntedank und Advent besonders geschmückt.
In der 1897 zusammengestellten Übersicht aller Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig wird ein zinnernes Taufbecken erwähnt. Das Taufbecken befindet sich nicht mehr im Besitz der Kirchengemeinde, aber anhand der in der Übersicht wiedergegebenen Inschrift auf dem Becken ist dessen Herstellung und Stiftung genau zu datieren: „Hans Gerke, Ilse Ties s. ehel. Hausfraw, zu Schulenrode in die Taufe verehret Anno 1654“. Entsprechend der ebenfalls angegebenen Größe der Schale mit einem Durchmesser von 33 cm schmiegte sie sich in die runde Mulde auf der Oberseite des Steins. Dementsprechend ist der Taufstein vermutlich „passend“ zur damals schon vorhandenen Taufschale hergestellt worden.
Der obere Rand des Taufsteins, mit seinen acht Feldern, wird von einer umlaufenden eingemeißelten und farbig hervorgehobenen Inschrift geziert:
1658 – H.IOHAN – MACHTS – P,I DEsstEt – MARIA HA – MPEN (E – LICH HAU – SFRAUW
Die eigenwillige Groß- und Kleinschreibung, wie auch die Schreibung des Ortes „Destedt“, erklärt sich zum Teil aus der Notwendigkeit, die vorhandenen Flächen mit der gewünschten Widmung auszufüllen. Nach bisherigem Forschungsstand (mitgeteilt von Jörg Weber, Heimatpfleger in Cremlingen) ist der Stifter des Steines der ab 1642 in Destedt und Cremlingen tätige Pfarrer Johannes Macht (P,I DEsstEt = Pfarrer in Destedt) mit seiner Ehefrau Maria Hampe.
Schulenrode hatte schon zu der Zeit keine eigene Pfarrstelle. Als „Filial“ zu Cremlingen gehörend kamen die Pfarrer nur zu Gottesdiensten in den Ort. Dies blieb bis weit ins 20. Jahrhundert so. Erst 1967 wurde der Verbund der Kirchengemeinden Veltheim und Schulenrode gebildet.
Auf alten Abbildungen – besonders eindrucksvoll auf Aquarellen 1935 von Friedrich Berndt dem Sohn des damaligen Pfarrers für Cremlingen und Schulenrode dargestellt – ist zu sehen, dass der Taufstein für lange Zeit seiner urspünglichen Bestimmung beraubt war.
Er diente als Unterbau einer alten hölzernen Kanzel, die in der rechten Nische vor dem Chorbogen stand. Die Kanzel stammte aus dem Jahr 1570 und wurde in der oben erwähnten Übersicht als „gänzlich übermalt“ beschrieben. Der genaue Zeitpunkt, wann der Taufstein von seiner „hölzernen Last“ befreit wurde ist zur Zeit noch nicht ermittelt. Die Kanzel jedenfalls ist nicht mehr vorhanden.
Der Taufstein hätte fast auch ein schlimmes Schicksal erlitten, denn er zerbrach im oberen Teil in zwei Stücke. Eine Klammerung der beiden Bruchstücke und zementierte Zwischenteile halten ihn heute in seiner alten Form zusammen.
Seiner ursprünglichen Bedeutung angemessen, steht der Taufstein für Taufhandlungen nun wieder im Altarraum. Wünschenswert wäre es natürlich, wenn er durch Zuzug junger Familien und Taufen neuer Gemeindemitglieder wieder häufiger in den Mittelpunkt „gerückt“ würde.
Text und Fotos (Horst Klatte)