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Schulenrode ist für mich...

eine Schatztruhe voller Kindheits- und Jugenderinnerungen.

Zum ersten Kennenlernen fange ich mit meiner Verwendung für Alltagsgegenstände an.

Lange Zeit wurden aus mir langlebige und widerstandsfähige Schuhe für die Arbeit auf den Feldern, im Garten und im Stall gefertigt. Ebenso weit verbreitet waren in den dörflichen Haushalten große Wannen aus meinem Holz, die sogenannten Mollen. Sie wurden vor allem für die Durchmischung von Schlachtgut beim Wurstmachen gebraucht.

Sehr hochwertige Dinge entstehen aus mir bis heute im Musikinstrumentenbau. Für die Herstellung von Harfen, Gitarrenkörpern, Klaviertastaturen und Zungenpfeifen von Orgeln bin ich bestens geeignet. Ja und dann ist es nur recht und „billig“ gewesen, dass mich die Holzschnitzer und Bildhauer als idealen Werkstoff entdeckten.

In der europäischen Spätgotik (ab dem 15. Jahrhundert) nutzten die berühmtesten Künstler mein Holz um eine Vielzahl von Altären mit Schnitzereien und Figuren auszugestalten. Übrigens, sind - wie schon an anderer Stelle beschrieben -  auch alle fein durchgearbeiteten Figuren des Schulenroder Altars von einem hochkarätigen Künstler aus meinem Holz in dieser Zeit geschnitzt worden.

Aus dieser Blütezeit der Schnitzkunst stammt wegen meiner enormen Bedeutung für die Arbeiten in den Kirchen mein Beiname: „Heiliges Holz“!

 

Gestatten, dass ich mich vorstelle: mein Name ist „Tilia“, oder besser, meist in unseren Breiten, „Tilia cordata“ - ich bin die Winterlinde.

 

In vielen Orten wurde ich als Dorflinde, Gerichtslinde und sogar als Tanzlinde gepflanzt. Häufig begleite ich das Leben der Dorfbewohner über Jahrhunderte und diene dann als meist mächtiger Baum schon zu Lebzeiten als Schattenspender und während meiner Blütezeit als Duftquelle und Bienenweide. In einigen sehr bekannten Volksliedern spiele ich daher zu Recht eine wichtige Rolle. Auch bei der Namensgebung von Gaststätten führe ich mit weitem Abstand. Der „Lindenhof“ in Veltheim ist dafür ein gutes Beispiel. Häufig stehe ich mit vielen Artgenossen als Alleebaum an Straßen. So z.B. auch entlang der Kreisstraße zwischen Schulenrode und Destedt. 2016 wurde ich in Deutschland als Baum des Jahres geehrt.

Ein sehr berühmtes Mitglied meiner Familie steht übrigens hinter dem Dom in Königslutter. Vor schon über 950 Jahren wurde die „Kaiser Lothar Linde“, eine Sommerlinde (Tilia platyphyllos), zu Ehren des Baubeginns der damaligen Stiftskirche gepflanzt.

 

Trotz einiger Hilfestellungen konnte mein Vorfahre in Schulenrode Anfang 2017 mit seinen gut 150 Jahren als bis dahin ältester Bewohner des Dorfes am nach ihm benannten „Lindenberg“ wegen seines morschen Stammes nicht mehr erhalten werden.

Die Schulenröder haben aber ihre besondere Verantwortung mir gegenüber schon mehrfach gezeigt. So ist z.B. das Wappen des Dorfes mit dem Baumstucken und den drei Lindenblättern wie ein Symbol des Vergehens und des Lebens zu sehen. Auch die in den letzten Jahrzehnten nach und nach gepflanzten Linden um die Kirche herum und am Lindenberg bestimmen das schöne Bild der Dorfmitte.

 

Das ganze Dorf hat mich nun im Frühjahr als jungen, kräftigen Baum feierlich begrüßt und mir mit sorgfältigen Vorbereitungen einen Ehrenplatz auf dem Lindenberg bereitet. Die Sicht auf meine Schwestern und die Nähe zur Kirche mit dem wunderschönen Altar und seinen Figuren aus dem Holz einer meiner Vorfahren werden mir Kraft geben, hier zu wachsen und zu gedeihen.

Mein Traum ist es, für viele Menschengenerationen die Dorfmitte zu prägen und zu verschönern und irgendwann in ganz, ganz ferner Zukunft einem Bildhauer als „heiliges Holz“ bei der Gestaltung eines Kunstwerkes zu dienen.

 

Text (Horst Klatte)

Anbei zwei Fotos zur Baumpflanzung am Lindenberg 05.03.2017:

(Quellen: Internetrecherche - Wikipedia und weiterführende Hinweise)

  1. Untertitel „Ohne Majas Schaufel wäre es nicht gegangen“
  2. Untertitel „Das Begrüßungslied - der Baum des Lebens“
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