„Von dem Bauwerk, welches außerhalb, wie auch im Innern einen höchst widerlichen Anblick darbietet, nur die Umfangsmauern gut erhalten sind, solche auch bei einer Wiederherstellung des Gebäudes beibehalten werden könnten.“
Dieses vernichtende Urteil gibt der beauftragte Baumeister Müller nach einer „Localbesichtigung“ 1836 ab. Er rät dazu, die Schulenröder Kirche abzureißen und statt dessen ein Schulgebäude mit „einem geräumigen Saale zum gottesdienstlichen Gebrauch“ zu errichten!
Was war geschehen?
Man muss besser sagen, lange Zeit war in Schulenrode nichts geschehen.
Schon 1831 hatte der zuständige Pastor Hofmeister aus Cremlingen eine dringende Bitte zur Reparatur der Kirche an die Kirchenvisitatoren gerichtet. Vergebens! Dann sein erneuter Hilferuf nach einem „furchtbaren Sturm“ und den Zerstörungen am Dach und am damals noch vorhandenen Turm im November 1836. (Eine Grundrisszeichnung zeigt die damalige Form des Kirchengebäudes, Plan 1)
Das herzogliche Amt Riddagshausen beauftragte nun endlich den Baumeister Müller, dessen Vorschlag sogar beim Pastor Hofmeister Anklang fand! Zum Glück stellte sich heraus, dass „für ein Schulhaus, nebst nöthigem Hof und Gartenraums nicht Platz genug“ vorhanden war und dem Lehrer in Cremlingen, der die Schulenroder Kinder unterrichtete und dafür 18 Thaler bekam „keinen Einbruch seiner Einnahmen“ haben sollte.
Die Verantwortlichen des Schulenroder Kirchenvorstands und der Gemeinde baten mit einer ausführlichen Begründung in einer Eingabe an das Amt im Mai 1837 nun erneut um den Erhalt der Kirche und deren Reparatur. Fakt war nur, dass die Gemeinde Schulenrode kein „großes eigenes Capital für Baumaßnahmen“ hatte. Unter dieser Voraussetzung passierte das, was zu erwarten war – eine langjährige Suche nach Geldmitteln begann. Ein ausführliches Schreiben des Kammerraths von Veltheim (Destedt) in dem er eine Beteiligung an den Baukosten ablehnt, ist in dieser Akte beredtes Zeugnis von der Suche nach ‚Sponsoren‘. In der Auseinandersetzung zwischen dem kirchlichen „Consistorium Wolfenbüttel“ und dem Amt Riddagshausen zu Baukostenfragen wurden Auflistungen zur Platzanzahl und notwendigen Größe, Bestandspläne und Vorschläge zur Gestaltung immer wieder hin und her gesandt.
In diesem Zusammenhang ist die in den Akten enthaltene Entwurfsskizze des Architekten und Braunschweigischen Hofbaumeisters und damaligen Professors für schöne Baukunst Carl Theodor Ottmer von 1841 eine Kostbarkeit. Er stellte sich die Schulenroder Kirche ohne Turm mit Dachreiter, aufwendig gestalteter Westfront mit einen Rosettenfenster und einem Eingangsportal vor. Dazu zeichnete er auch detailliert die von ihm gewünschten Fensterformen an den Längsseiten des Gebäudes (Plan 2)
Bis 1844 geschah immer noch nichts so dass in einem Schreiben des Consistoriums im Juli zu lesen ist:
„die Kirche ist jetzt sehr verfallen und zum Teil das Dach vom Einsturz bedroht, für den Glockenläuter mit Gefahr verbunden“. Der Vorschlag lautete den Umbau „gemäß der Planungen des Kammerbaumeisters Gotthard einzuleiten“, die Wiederherstellung des Daches bis zum Winter vorzunehmen und die Kosten „subsidiarisch“ also gegenseitig unterstützend von der Kirche und dem Amt aufzubringen! (Plan 3)
Hier endet die Akte - ob die Geschichte ein gutes Ende nahm, erfahren sie im nächsten Teil!
Horst Klatte (Ortsheimatpfleger)
Quelle: Akte NLA WO 39 Neu 14 Nr.470 1831 -1844, daraus auch
Plan 1:
Grundriss Kirche Schulenrode, Zustand mit „Thurm und Grabgewölbe“, Bestandszeichnung , ca. 1838
Plan 2:
Eine Originalzeichnung von Carl Theodor Ottmer, 1841
Entwurf für die Kirche nach Umbau mit Dachreiter, ohne Turm mit Eingang an der Westseite
Plan 3:
Planskizze des Kammerbaumeisters Gotthard, o.J.